philosophisches / "star trek talk"

      philosophisches / "star trek talk"

      ich denke oft über gewisse dinge nach. würde mich mal über eure kommentare/gedanken dazu freuen. alle fragestellungen werden in star trek behandelt, aber bei einigen bin ich schon vorher selbst darauf gekommen.
      wichtig ist dabei allerdings: gutes star trek durchleuchtet die frage von verschiednen blickwinkeln aus, zeigt diverse perspektiven und zeigt das problem auf. es präsentiert aber nie eine lösung. im extremfall wird ein möglicher lösungsansatz aus der sicht einer utopischen idealgesellschaft gezeigt, aber nie mehr.

      sucht euch mal eine frage aus zum diskutieren oder stellt selbst eine. diese fragen hier steigern sich im schwierigkeitsgrad
      gibt es gut und böse? richtig und falsch?
      was ist realität?
      wieweit geht der anspruch auf privatleben? (insbesondere bei bereits verstorbenen menschen)
      gibt es ein maximum an macht? wie wirkt sich das aus?
      warum erlassen wir gesetze über verbrechen, die wir gar nicht verstehen? dürfen wir das? was ist mit verbrechen in grössenordnungen, die wir gar nicht erfassen können?
      gibt es eine wirklich saubere form der energiegewinnung? (mit anderen worten: können wir uns irgendwann sicher sein, ganz sicher nichts zu zerstören?)
      ist die perfekte gesellschaft möglich?
      was geschieht beim sterben? was ist "tot"?
      was tut ein vegetarier, wenn ein tier von ihm gefressen werden will?
      haben wir einen freien willen? sind wir hormongesteuert? können wir uns z.b. in jemanden auf einer körperlosen ebene (will heissen: der körper ist und bleibt egal) verlieben?
      können wir unsere instinkte überwinden? sind instinkte schlecht?
      was macht es aus, ein mensch zu sein?

      sollte dieser thread auf interesse stossen, werde ich den fragenkatalog stark erweitern
      meine antworten (besser: ansichten) dazu folgen, falls eine diskussion stattfindet.
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      Re: philosophisches / "star trek talk"

      hm. mag sein, dass ich als jahrelanger fan etwas "abgehärtet" bin.
      wie sehen das die anderen?

      es ist ja auch so, dass einfachere fragen (welche mir im übrigen gar nicht einfallen), vermutlich viel langweiliger wären.

      wäre es (für alle, nicht nur für dich, wo du vermutlich gerade wieder in den unistress gekommen bist) eine hilfe, wenn ich mal das eine oder andere thema genauer ausführe? so "denkanstoss-mässig"?
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      Re: philosophisches / "star trek talk"

      <p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>Thandor schrieb am 11.05.2004 19:52
      Ich möchte zuerst mal was zu Star Trek selber schreiben. Fan bin ich seit ich ein kleiner Stoppelhopser von etwa 7 Jahren oder so war. Zu der Zeit liefen die alten Enterprise Folgen (TOS) mit Kirk, Pille, Scotty und Spock auf dem ZDF und wir ( meine Eltern und ich) schauten sie immer wenn sie Sonntags kamen.
      An Cpt Picard konnte ich mich anfangs nur schwer gewöhnen, wurde aber dann auch schnell ein Fan der TNG Serie. Dann kam DS9 und ich hatte wieder eingewöhnungs Probleme, Aber auch das ging vorrüber. Die Voyager war und ist auch Klasse und zu vieler Verwunderung muss ich sagen das ich mit Cpt Archer keinerlei Probs hatte.<hr></blockquote></p>
      bei ds9 hatte ich anfangs auch mühe, weil zu einer star trek serie irgendwie schon die mobilität gehört. nach einiger zeit jedoch entwickelte die serie enormes potential. der von mir zu beginn verfluchte dominion-krieg war ein absolut genialer schachzug, kamen so doch diverse aspekte der charaktere zum vorschein, die sonst für immer verborgen gewesen wären.
      voyager fand ich anfangs nett, doch nach den ersten staffeln stellte sich halt heraus, dass das konzept halt nicht soviele möglichkeiten bot wie man dachte: es lief halt darauf hinaus, dass dieses schiff ständig auf der heimreise ist. da passiert nicht so viel interessantes - für forschungen bleibt kaum grossartig zeit.
      des weiteren hat mich gestört, dass die serie die borg als superfeind kaputtgemacht hat. gegen ende sah das so aus: "oh, zwei borgwürfel! naja, ausweichmanöver, dann klappts schon..."
      zu tng-zeiten waren die borg praktisch unbesiegbar - was den grossteil ihrer faszination ausgemacht hatte. und die borg, die schliesslich die angst vor einer düsteren, computerkontrollierten zukunft repräsentieren, dürfen nunmal im grunde nicht besiegbar sein. genauso wie die föderation immer die optimitische zukunftsvision repräsentieren wird.
      voyager wurde mit der zeit immer mehr zur actionserie, die (für gutes star trek ausserordentlich zentrale) tiefgründigkeit blieb immer mehr auf der strecke. ab etwa der vierten staffel sind intelligente dialoge eine seltenheit geworden. von symbolischen messages ganz zu schweigen: wenn sowas auftrat, denn oft sogar in die falsche richtung (es gab folgen, wo sturheit statt vergebung gepredigt wurden).
      <p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>
      Ich mag die Folgen in denen Zeit Phänomene auftauchen besonders gerne. Egal aus welcher ST Serie.
      Vielleicht erinnert Ihr Euch ja eine DS9 Folge, weiss leider nicht mehr den Titel. Auf jeden Fall kommt Sisko ums Leben, das heisst er verschwindet einfach als er irgendwas an einem Antrieb reparieren will. Sein Sohn erlebt das mit und ist natürlich geschockt. Ein halbes Jahr nach seiner Trauerfeier taucht Sisko wieder kurz auf der Station auf und es wird festgestellt das er nicht richtig tot, sondern in einem Zwischenraum gefangen ist. Daraufhin versucht Jake, sein Sohn, sein ganzes Leben lang eine Möglichkeit zu finden seinen Vater zu befreien und die Geschichte zu ändern. Er gibt dafür alles auf, sogar seine Ehe.
      ich finde dies ist eine Folge in der am meisten Schauspielerische Leistung gezeigt wurde. Mich hat sie auf jeden Fall sehr berührt.<hr></blockquote></p>
      das waren ja auch mehrere verschiedene schauspieler. sehr emotional gemacht, ja.
      der beste st-schauspieler ist neben brent spiner aber eindeutig patrick steward. hast du den schonmal im original gesehen? der verstellt seine gesichtszüge so perfekt, dass man die veränderungen nur sehr subtil mitbekommt. man fühlt was sein charakter durchmacht ohne dass er irgendwie übertriebene grimassen schneidet. man fühlt auch seine autorität etc.
      enterprise halte ich im moment noch für eine gute serie (auch weil sie uns "näher" steht als alle anderen st-serien), die leider quotenprobleme zeigt. die zeiten, wo nach umfragen fast 60% der leute sich zum startrek-fansein bekannt haben, sind leider vorbei. das publikum ist anspruchsloser geworden - und als normale space-serie kann star trek nicht überleben, denn es ist keine space-serie.

      <p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>
      Nun zu Deinen Fragen:
      können wir unsere instinkte überwinden? sind instinkte schlecht?
      Ich denke das man Instinkte nicht überwinden sondern allerhöchstens unterdrücken kann. Instinkte sind im Prinzip nichts schlechtes. Ich weiss nicht kann man Instinkte oder Triebe miteinander vergleichen? Was ist ein Instinkt? man begenet einem Menschen und weiss sofort ob sie/er einem sympathisch ist. Ist Instinkt die Fähigkeit zu überleben? Zu wissen wann mann mit etwas aufhören muss?
      <hr></blockquote></p>
      ich denke, nicht alle instinkte, die wir als solche wahrnehmen, sind auch welche. es wird uns viel mehr antrainiert als wir glauben. die freud'sche lehre der psychoanalyse ist inzwischen überholt.
      wir können natürlich nicht über weit über unseren schatten springen. aber anpassungsfähig sind wir - bis zu einem bestimmten grad. das lässt sich mit reinen instinkten aber nicht erklären.
      wobei ein "freier wille" andererseits auch nur sehr begrenzt existiert, wie neue neurologische untersuchungen zeigen.

      <p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>
      gibt es gut und böse? richtig und falsch?
      Es gibt immer gut und böse, solange wir Gesellschaftsformen haben in denen gewisse regeln herrschen. Es kommt auf die Ansichtsweise der Menschen an, die in diesen Gesellschaften leben.<hr></blockquote></p>
      ich halte dagegen: gut und böse gibt es nicht. wer sich an die regeln hält, ist nicht unbedingt gut und umgekehrt. man kann auch "böse" regeln erstellen.
      auf jeden fall ist die differenzierung nicht einfach. eine idealgesellschaft aus unser sicht kann der reinste horror für eine andere kultur sein.

      <p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>
      was tut ein vegetarier, wenn ein tier von ihm gefressen werden will?
      Hmm ein Tier das gefressen werden will? Ich könnte mir allerhöchstens vorstellen das dem Motoradfahrer eine selbstmörderische Fliege zwischen den Zähnen hängenbeleibt . Ansonsten würde ich auf das Beispiel verweisen, das man ja auch nicht unbedingt mit jemanden ein verhältnis eingeht die/der einem total zuwider ist. man behrrscht und wehrt sich halt.<hr></blockquote></p>
      <hr></blockquote></p>
      er würde das tier davon überzeugen wollen, dass es "falsch" ist, gefressen zu werden, wenn der fresser auch anders überleben kann. ob das tier darauf eingeht hängt ganz von diesem ab. in den meisten fällen wird es aber nach einiger zeit seine entscheidung nicht rückgängig machen.
      da könnten auch traditionelle werte eine rolle spielen und vieles mehr...

      <p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>
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      Was mir nur auffällt Sucht Sim ist, das viele Deine Fragen doch eigentlich nichts mit Star Trek zu tun haben oders ehe ich das falsch?
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      <hr></blockquote></p>
      da irrst du dich aber gewaltig. star trek wird erst dann so richtig geil, wenn man sich damit auseinandersetzt, was die folgen einem eigentlich nahelegen wollen. gute folgen strotzen nur so von symbolik und entsprechend deutbaren dialogen.
      ich empfehle dir mal die lektüre diverser sekundärliteratur oder biographien von gene roddenberry.
      so ist jede meiner fragen in star trek ausführlich diskutiert worden. hier mal eine auswahl an folgen (mal nur aus tng - und selbst da werden die fragen auch in diversen anderen episoden aufgezeigt), die diese konkreten fragen beleuchten:

      gibt es gut und böse? richtig und falsch? => "Contagion", "I, Borg"
      was ist realität? => "ship in a bottle", "cause and effect"
      wieweit geht der anspruch auf privatleben? (insbesondere bei bereits verstorbenen menschen) => "sub rosa"
      gibt es ein maximum an macht? wie wirkt sich das aus? "hide and q"
      warum erlassen wir gesetze über verbrechen, die wir gar nicht verstehen? dürfen wir das? was ist mit verbrechen in grössenordnungen, die wir gar nicht erfassen können? => "the drumhead", "the enemy"
      gibt es eine wirklich saubere form der energiegewinnung? (mit anderen worten: können wir uns irgendwann sicher sein, ganz sicher nichts zu zerstören?) => "force of nature"
      ist die perfekte gesellschaft möglich? => "prime directive"
      was geschieht beim sterben? was ist "tot"? => "tapestry"
      was tut ein vegetarier, wenn ein tier von ihm gefressen werden will? => "half a life"
      haben wir einen freien willen? sind wir hormongesteuert? können wir uns z.b. in jemanden auf einer körperlosen ebene (will heissen: der körper ist und bleibt egal) verlieben? => "the host"
      können wir unsere instinkte überwinden? sind instinkte schlecht? => "the host", "in theory"
      was macht es aus, ein mensch zu sein? => ALLE folgen. das ist nämlich DIE zentrale frage von star trek (auch laut roddenberry persönlich). als gute folge, die explizit etwas genauer darauf eingeht, sei mal "who watches the watchers" erwähnt.
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      Re: philosophisches / "star trek talk"

      <p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>k7avenger schrieb am 11.05.2004 23:33

      zur Energiefrage:
      nein. Egal was wir machen, die Entropie steigt.<hr></blockquote></p>
      ist es erstrebenswert, der entropie entgegenwirken zu versuchen?

      imho nein und ja...es geht im grunde gar nicht, ausser wenn man bereit ist, zu erstarren (und damit unter anderem das leben überhaupt, das ja selbst in gewissem sinne eine art bewegung ist, zu eliminieren), aber man kann versuchen, die entropiesteigerung minimal zu halten.
      (hier fallen mir suraks lehren ein )

      andererseits sei mal auf die chaostheorie verwiesen. in jeder unordnung steckt eigentlich eine ordnung. vielleicht eine moderne art, an ein schicksal zu glauben?
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      Re: philosophisches / "star trek talk"

      <p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>PDM schrieb am 12.05.2004 00:30
      argh... über diesen mist haben wir erst ne klausur geschrieben... hör lieber auf bevor die unordnung in meinem gehirn auch wieder steigt <hr></blockquote></p>
      NOCH mehr? Geht das denn überhaupt?

      Stur lächeln und winken. Lächeln und Winken.

      Re: philosophisches / "star trek talk"

      nö, schon gut. durch öfteres aufzeigen eines missverständnisses oder unwahrheit (hier: dass star trek eine space-serie sein soll), ist die chance grösser, dass es mehr leute zu kapieren beginnen.
      noch ist es ja nicht so, dass jeder zweite beitragssteller nicht mitbekommen hat, dass star trek eigentlich eine philosophieserie ist.
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